Beispiele grüner Architektur geben Anlass zu positivem optimistischen Denken.
Der Klimawandel und seine Folgen sind in aller Munde. Horrorszenarien werden geschildert – wie versteinert blicken wir auf den sich nähernden Abgrund. Aber es besteht Hoffnung, Grund zum Optimismus – viele Menschen ändern ihre Lebensgewohnheiten – handeln zunehmend umweltbewusst und lebensbejahend. Städte-, Landschaftsplaner und Architekten erkennen das Gebot der Stunde und machen Städte fit für die geänderten Umweltbedingungen.
Begrünte Gebäude – statt Greenwashing
Ein Beispiel gelungener grüner Architektur ist die Sanierung des Gewerbekomplexes Centro Tesoro in München.
Für die Sanierung wurde Recycling-Baumaterial für hohe Dämmwerte verwendet. Auf dem Dach wurden Photovoltaikmodule aufgebaut. Die Dämmwerte des Gebäudes sind um 40% besser als gesetzlich gefordert. Die Solaranlage liefert kostengünstigen und nachhaltigen Direktstrom an die Mieter, die überschüssige Leistung wird ins Stromnetz eingespeist.
Das Bosco Verticale – ein Hochhauskomplex in Mailand ist ein weiteres Beispiel grüner Architektur.
Vor der Errichtung der beiden begrünten Türme befand sich an dem Platz ein Arbeiterwohnviertel. Das Umfeld wurde als Grünfläche und Naherholungsgebiet belassen.
Die Architekten nutzen den urbanen Raum optimal. Neben Wohnraum für die Menschen wurden auch Nahrungs- und Lebensräume für Insekten und Vögel geschaffen – ein kleiner Beitrag zur Biodiversität in Mailand. Die Bepflanzung entspricht 7.000 m2 Waldfläche. Insgesamt 20 verschiedene Laub- und Nadelbaumarten sowie 80 Pflanzenarten wurden für den Bewuchs der Fassade ausgewählt.Die Bewässerung erfolgt durch ein Schlauchsystem das Brauchwasser, das in einem Becken im Keller gesammelt wird, nutzt.
Nachhaltige grüne Architektur
Preisgekrönte grüne Architektur wie jene des Bosco Verticale ist schön anzusehen, aber teuer und nur für Besserverdienende erschwinglich.
Die Notwendigkeit Städte umzubauen ist offenkundig. In den heißer werdenden Sommern werden die Städte zu Gluthöllen. Starkniederschläge überschwemmen die Straßen , weil die zubetonierten und asphaltierten Lebensräume Wasser nur über die Kanalisation aufnehmen können.
Stadtgrün als Regenspeicher
Die Stadt Rotterdam ergreift intelligente Maßnahmen, um Überschwemmungen zu verhindern. Dazu zählen der Bau von Wassersenken, Mulden und offenen Gewässern. Derzeit ist die Stadt überwiegend gepflastert. Mit speziellen Grünflächen soll überschüssiges Wasser wie durch einen Schwamm aufgesogen und langsam an die Vegetation abgeben werden. Dadurch übersteht das Stadtgrün auch längere Hitze- und Trockenperioden.
Das Photo zeigt die Eröffnung des Sponge Garden in Rotterdam – eine Anlage die neue Konzepte zum Sammeln, Zurückhalten und Rückführen von Regenwasser in die natürliche Umgebung erprobt. Die Experimente umfassen verschiedene Bodenzusammensetzungen, Pflanzenarten und Speichertechniken.
Die Rotterdamer Klimaanpassungsstrategie führte zu einem weiteren Projekt des Büros für Städtebau und Landschaftsarchitektur, De Urbanisten das die Anlage eines Wasserspeichers mit drei großen Auffangbecken vorsieht.
Bei einem Platzregen in Rotterdam laufen die Becken der Benthemplein voll. 1,7 Millionen Liter Regenwasser werden bis zu 48 Stunden lang gespeichert. Ist der Regenguss vorbei, wird das Wasser zurück in einen nahen Kanal gepumpt. Die Becken laufen leer und werden wieder durch die Besucher zum Fußball spielen oder skaten benutzt.
Auf diese Art funktionieren die Stadtplaner Rotterdams die Parkplätze und versiegelten Flächen in Wasserspeicher, Beete, Baumanlagen oder saugfähige Böden um.
Die Materialien der Stadtplanung sind:
Himmel, Raum, Bäume, Stahl und Zement;
in dieser Reihenfolge und in dieser Hierarchie.
Le Corbusier
Das grüne Dach
Ein weiteres Beispiel grüner Architektur ist die Begrünung des Ingenhoven Tals in der Düsseldorfer Innenstadt.
Die so genannten KÖ-Bögen sind ein neues Konsumcenter mit vielen Geschäften, Restaurants und Cafés. Spektakulär ist die begrünte Außenhülle. Diese schirmt die massiven Bauten ab, absorbiert Sonnenenergie und kühlt durch Verdunstung, dämpft den Stadtlärm und bietet Insekten und Vögeln einen Lebensraum. Gepflanzt wurden 30.000 Hainbuchensprösslinge.
Viele Großstädte so auch Wien erkannten die Problematik heißer Sommer. Ihnen wird durch vermehrte Rasenflächen, Pflanzen von Bäumen und Gründen von Parkanlagen entgegengewirkt. Grünflächen und vereinzelte Bäume, wie im Beispiel der Burggasse Wiens, lösen das Problem der Hitzewellen kaum. Die Maßnahmen sind trotzdem zu begrüßen, gibt es doch durch Wegfall von Parkplätzen Menschen Lebensraum zurück.
Vielleicht bringt die Zukunft Städte hervor die, wie Nationalparks Berg-, Steppen- und Wasserisotope aufweisen, in denen viele Tier- und Pflanzenarten neben den Menschen existieren können.
Die Städte müssen sich an den Klimawandel anpassen – das ist ein gewaltiges Problem – aber, wie die Beispiele zeigen – die Probleme sind lösbar.
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