Teil 4: Klimawandelleugner – Fünf Merkmale der Wissenschaftsverleugnung

Klimawandelleugner

CC BY-SA 4.0 Karikatur von Gerhard Mester

Klimawandelleugner verfügen über eine ganze Palette von Methoden zur Wissenschaftsverleugnung. Ziel dieses Blogbeitrages ist es an Hand von typischen Merkmalen diese Methoden zu erkennen. Mit diesem Wissen ist es leichter die teilweise krausen Theorien und Falschaussagen zu enttarnen.

Selbsternannte „Skeptiker“ des Klimawandels prüfen keine Fakten. Sie beweisen nichts, sie behaupten, erfinden Fake News, missinterpretieren, reißen Textstellen aus dem Zusammenhang. Sie arbeiten unwissenschaftlich.

Die derzeit geführte Diskussion über den Klimawandel ist keine wissenschaftliche – die Wissenschaft ist sich längst zu 100% einig – es ist eine politische Diskussion. In der Politik geht es nicht um Fakten – es geht um Meinungen, Strömungen, Stimmungen, Behauptungen, Intrigen, Macht und Geld.

Fakt ist: Grundlegende längst bekannte und bewiesene Gesetze der Physik erklären die Klimavorgänge   – Klimawandelleugner aber ignorieren die Grundlagen der Physik.

Wissenschaftsverleugnung

Fehlinformationen haben gesellschaftliche Folgen. Die Verbreitung von gefaketen Informationen durch Klimawandelleugner blockieren Klima- und Umweltschutzmaßnahmen oder verzögern diese. Menschen, denen es an Fachwissen fehlt, verlassen sich auf Vertrauenspersonen – sie ersetzen Komplexes durch Einfaches.

Laien glauben oft falschen Propheten – das fördert die Wissenschaft selbst, weil es ihr schwerfällt ihre wissenschaftliche Sprache in eine leicht verstehbare zu übersetzen und da setzen Klimaleugner an – sie bieten zwar falsche aber einfache Erklärungen an.

Fünf Merkmale der Wissenschaftsverleugnung

Wissenschaftsverleugnung basiert auf falschen Annahmen, Irrtümern, Vermutungen, absichtlicher oder unabsichtlicher Verwendung von Informationen. Die fünf Grundmerkmale können grob klassifiziert werden in:

Übersicht über die Merkmale von Wissenschaftsverleugnung

Beispiele von Falschaussagen und Klimawandellügen werden für jedes der Merkmale im folgenden Blogbeitrag dargestellt. Teilweise weisen die vorgebrachten Beispiele mehrere Merkmale zugleich auf.

Logik ist die Anatomie des Denkens.

John Locke

Wissenschaftsverleugnung Merkmal: Falsche Experten

Dieses Merkmal stützt sich auf eine Voraussetzung oder eine Annahme, die in Wirklichkeit falsch ist oder für die es keinen Beweis gibt.

Bei dieser Art der Wissenschaftsverleugnung werden Nicht-Experten genannt, die als hoch qualifiziert ausgegeben werden, ohne aber tatsächlich Klimaforschung betrieben zu haben.

Beispiel – Falsche Experten – vergrößerte Minderheit

Am 17. Januar 2018 veröffentlichte die Webseite Epoch Times einen Artikel mit der Behauptung: „Über 31.000 Wissenschaftler haben sich in den USA im ´Global Warming Petition Project‘ gegen die politische Agenda der globalen Erwärmung zusammengeschlossen. Der wissenschaftliche Konsens – zu dem mehr als 9.000 promovierte Wissenschaftler gehören – unterstützt die Notwendigkeit von Kohlendioxid.“

Der Bericht bezieht sich auf die so genannte „Oregon Petition“ die 1999 als Argument gegen das Kyoto-Protokoll (erstmals Vereinbarung konkreter Klimaziele) veröffentlicht wurde.

Der logische Aufbau basiert auf folgenden Annahmen:

  1. Ein großer Teil der Wissenschaftler lehnt den menschengemachten Klimawandel ab
  2. Die genannten Wissenschaftler sind Experten der Klimawissenschaft

Falsche Schlussfolgerung: Es gibt keinen Konsens der Wissenschaftler bezüglich des durch den Menschen verursachten Klimawandels.

Untersuchen wir die Angaben.

Die 1. Annahme ist falsch. Es handelt sich um eine „Vergrößerte Minderheit“. 31.000 Wissenschaftler sind nur 0,3% der 10 Millionen Wissenschaftler in den USA.

Die 2. Annahme ist ebenfalls falsch. Der Ausdruck „Wissenschaftler“ umfasst alle Disziplinen von Zoologie über Botanik bis zu Geschichte und Medizin. 99,9% der Wissenschaftler, die die Oregon Petition unterschrieben haben, weisen keine Fachkenntnisse im Bereich der Klimawissenschaften auf.

Die Schlussfolgerung ist daher falsch. Vermutlich würden Sie sich dagegen wehren, von einem Informatiker, selbst wenn er ein Doktor der Technik wäre, am Herzen operieren zu lassen. Oder?

100% Konsens der Wissenschaft über der durch Menschen verursachten Klimawandel

Eine Untersuchung (Powell, 2019) umfasste 11.600 wissenschaftliche Artikel und ergab 100% Zustimmung der Klimawissenschaftler.

Die Wissenschaft ist sich einig – der Klimawandel ist zu 100% sicher!

Wissenschaftsverleugnung Merkmal: Logische Fehler

Die Messergebnisse der Thermometer sind unsicher, so dass wir nicht wissen können, ob eine globale Erwärmung stattfindet.

Der logische Aufbau basiert auf folgenden Annahmen:

  1. Die Thermometermessungen unterstützen die Behauptung, dass sich der Planet erwärmt.
  2. Die Thermometermessungen enthalten Unsicherheiten.

Falsche Schlussfolgerung: Wir können daher nicht zuverlässig sagen, dass sich der Planet erwärmt.

Untersuchen wir die Angaben.

Die Schlussfolgerung verwechselt „zuverlässig“ mit „unsicher“. Die Angabe einer Messunsicherheit bedeutet nicht, dass die Messung unzuverlässig ist.

Richtig argumentiert:

  1. Die Thermometermessungen unterstützen die Behauptung, dass sich der Planet erwärmt
  2. Die Thermometermessungen enthalten Unsicherheiten
  3. Die Unsicherheiten der Thermometermessungen sind klein gegenüber der beobachteten Erwärmung.

Richtige Schlussfolgerung: Wir können zuverlässig sagen, dass sich der Planet erwärmt.

Der Fehler in der Argumentation war die Mehrdeutigkeit. Ein Maßband, welches eine Ablesegenauigkeit von einem Millimeter hat (Unsicherheit), ist kein Gegenbeweis dafür, dass der Sohn im letzten Jahr um 5 Zentimeter (zuverlässiger Messwert) gewachsen ist.

Schiebelehre – Messgenauigkeit Hundertstel Millimeter ©Beuth

Eine Schublehre hat eine Messunsicherheit von wenigen Hundertstel – aber sie misst verlässlich auf Zehntel Millimeter genau.

Aletschgletscher in den Alpen ©Tagesspiegel.de

Beispiel 2 – Übermäßige Vereinfachung und unmögliche Erwartung

Manche Gletscher wachsen, das widerlegt die globale Erwärmung.

Der logische Aufbau basiert auf folgenden Annahmen:

  1. Einige Gletscher wachsen
  2. Gletscher können bei Erwärmung nicht zunehmen
  3. Versteckte Annahme: Globale Erwärmung meint Erwärmung gleichmäßig überall auf der Erde

Falsche Schlussfolgerung: Die globale Erwärmung findet nicht statt.

Untersuchen wir die Angaben.

Die Annahme 1 ist richtig. Die Annahme 2 ist falsch – sie stellt eine übermäßige Vereinfachung dar. Gletscherveränderungen basieren auf mehreren Einflussfaktoren wie Temperatur und Niederschlag. Die lokalen Verhältnisse können so beschaffen sein, dass vermehrte Niederschläge in der Region ein stärkeres Wachstum bewirken, das Abschmelzen verringert oder sogar übertrifft. Die versteckte Annahme 3 ist ebenfalls falsch – sie setzt unmögliche Erwartungen. In einigen Regionen kann es trotz einer globalen Erwärmung zu einer Abkühlung oder keiner Temperaturänderung in einzelnen Regionen kommen. Beispielsweise kann der Ausfall des Golfstromes infolge des Klimawandels zu einer Abkühlung des Nordatlantiks und damit von Westeuropa führen.

Der Fehler in der Argumentation war die Übervereinfachung und unmögliche Erwartung die Erde erwärme sich an allen Orten.

Anmerkung: Ähnliche Schlussfolgerungen werden oft für die Warmzeit im Mittelalter gezogen – sie sind genauso falsch.

Anstieg der CO2-Konzentration seit 1958 mit jahreszeitlichen Schwankungen

Beispiel 3 – Übermäßige Vereinfachung

Die CO2-Emissionen des Menschen sind im Vergleich zu den natürlichen CO2-Emissionen sehr gering, so dass der menschliche Einfluss vernachlässigbar ist.

Der logische Aufbau basiert auf folgender Annahme:

  1. Die menschlichen CO2-Emissionen sind im Vergleich zu den natürlichen CO2-Emissionen gering

Falsche Schlussfolgerung: Die Natur hat mehr Einfluss auf den atmosphärischen CO2-Gehalt als der Mensch.

Richtig argumentiert:

  1. Die menschlichen CO2-Emissionen sind im Vergleich zu den natürlichen CO2-Emissionen gering
  2. Die natürlichen Netto-Emissionen sind nahe Null, wenn die natürliche Aufnahme von CO2 durch die Natur berücksichtigt wird
  3. Die CO2-Emissionen des Menschen haben den größten Einfluss auf die CO2-Konzentrationen der Atmosphäre.

Die Annahme 1 ist richtig. Die Schlussfolgerung war falsch – sie beruhte auf einer übermäßigen Vereinfachung. Durch die ausschließliche Berücksichtigung der natürlichen CO2-Emissionen bei Ignorierung der CO2-Senken (Aufnahme von CO2 der Pflanzenwelt, der Meere etc.) ergibt sich der Fehler.

Die Atmosphäre war seit Jahrtausenden im Gleichgewicht – die Natur gab CO2 ab und nahm die gleiche Menge auf. Der menschliche Eintrag von CO2 ins System durch Verbrennung fossiler Treibstoffe störte dieses Gleichgewicht seit Beginn der Industrialisierung.

Mythen der Klimawandelleugner – System Change, not Climate Change

Beispiel – Ablenkungsmanöver

Da CO2 in winzigen Konzentrationen vorkommt, ist sein Erwärmungseffekt minimal.

Der logische Aufbau basiert auf folgender Annahme:

  1. Kohlendioxid ist ein Spurengas
  2. Versteckte Annahme: Spurenmengen eines Stoffes können keine Wirkung haben

Falsche Schlussfolgerung: Das Vorhandensein von Kohlendioxid in Spuren in der Atmosphäre ist nicht für die Erderwärmung verantwortlich.

Die Annahme 1 ist richtig. Die (versteckte) Annahme 2 ist falsch – sie dient als Ablenkungsmanöver. Der „Spuren“-Aspekt von CO2 ist für die Frage des Einflusses auf das Klima irrelevant.

Vermutlich würden Sie Ihren Kindern abraten, geringste Spuren von tödlichem Zyankali zu sich zu nehmen, dessen Konzentration geringer ist als jene von CO2 in der Atmosphäre.

CC BY-SA 4.0 Karikatur von Gerhard Mester

Wissenschaftsverleugnung Merkmal: Unmögliche Erwartungen

Dieses Merkmal stützt sich auf unrealistische Forderungen an die Gewissheit noch bevor auf die Fakten der Wissenschaft eingegangen wird.

Beispiel – Falschdarstellung und unmögliche Erwartungen

In den 1970er Jahren sagten die Klimawissenschaftler noch eine Eiszeit voraus.

Der logische Aufbau basiert auf folgenden Annahmen:

  1. Klimawissenschaftler sagten in den 1970er Jahren fälschlicherweise eine Eiszeit voraus
  2. Versteckte Annahme: Die Klimawissenschaft hätte in den 1970er Jahren perfekt sein müssen, damit wir ihr jetzt vertrauen können

Falsche Schlussfolgerung: Die gegenwärtige Klimawissenschaft ist unzuverlässig.

Die Annahme 1 ist falsch. Die wissenschaftlichen Arbeiten in den 1970er Jahren ergaben bereits mit überwältigender Mehrheit, dass eine Erwärmung aufgrund der zunehmenden Treibhausgase unmittelbar bevorstehe. Die versteckte Annahme entspricht einer unmöglichen Erwartung. Weder Mensch noch Wissenschaft sind perfekt.

Gemessener globaler Temperaturanstieg über Land und über Ozean seit Beginn der Industrialisierung

Wissenschaftsverleugnung Merkmal: Rosinenpicken

Bei dieser Vorgangsweise werden Daten selektiv ausgewählt, die zu einer gewünschten Schlussfolgerung führen. Würde die Gesamtheit der Daten beachtet werden, wäre die Schlussfolgerung eine andere. Relevante Informationen werden verschwiegen oder ignoriert.

Beispiel – Rosinenpicken

Die globale Erwärmung ist gut, weil manche Gegenden davon profitieren werden, wenn es wärmer wird.

Der logische Aufbau basiert auf folgenden Annahmen:

  1. Einige Regionen werden von der globalen Erwärmung profitieren
  2. Versteckte Annahme: Wenn man alle negativen und positiven Aspekte zusammenzählt, ist der Nettoeffekt der globalen Erwärmung gut

Falsche Schlussfolgerung: Die globale Erwärmung ist gut.

Die Annahme 1 ist richtig. Annahme 2 ist falsch und Rosinenpickerei – sie konzentriert sich auf einige wenige gute Auswirkungen und ignoriert die überwältigende Zahl der negativen Effekte.

Beispiel – Rosinenpicken

Das IPCC ist ein Panikmacher.

Der logische Aufbau basiert auf folgender Annahme:

  1. Es gibt Beispiele, wo die IPCC die Klimaauswirkungen überschätzt hat.
  2. Versteckte Annahme: Das IPCC überschätzt die Klimaauswirkungen mehr als es sie unterschätzt

Falsche Schlussfolgerung: Das IPCC ist ein Panikmacher

Die Annahme 1 ist richtig. Annahme 2 ist falsch – ist Rosinenpflückerei. Die Annahme stützt sich auf eine geringe Anzahl von Fällen wo das IPCC überschätzte Auswirkungen angegeben hat und ignoriert dabei die viel größere Zahl von Beispielen wo das IPCC die Klimaauswirkungen unterschätzt hat. Die Anzahl der unterschätzten Klimaveränderungen des IPCC liegt um das zwanzigfache höher. Das IPCC schätzt Klimaauswirkungen grundsätzlich eher pessimistisch ein und berücksichtigt nur gefestigte Erkenntnisse aus als sicher geltende Daten.

Wer sich kritischer mit der Wissenschaftsverleugnung beschäftigen möchte, dem sei der kostenlose Onlinekurs Denial101x der University of Queensland empfohlen.

Weitere Informationen über die Klimawandelleugner finden Sie hier in meinen Blogbeiträgen:

1: Methoden der Klimawandelleugner versus Klimawissenschaft und Fakten

2: Die organisierten Klimawandelleugner – Historie und Strategie

3: Die organisierten Klimawandelleugner – Helfer und Methoden

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