Der europäische Rat hat als Klimaziel eine Senkung der Treibhausgase um 55% bis 2030 bezogen auf die Werte des Jahres1990 beschlossen.
Dazu gesellt sich der Abgang des wissenschaftsfeindlichen (noch) Präsidenten der USA, Donald Trump. Sein Nachfolger Joe Biden elected verspricht ehrgeizige Klimaziele und eine Rückkehr ins Pariser Klimaabkommen.
Chinas Staatspräsident Xi Jinping unterbreitete auf dem „Climate Ambition Summit“ einen Drei-Punkte-Vorschlag zur globalen Klimaregulierung.
Das gibt Anlass zu gedämpftem Optimismus.
Sind die EU-Klimaziele ausreichend?
Wohl kaum. Aber es sind erstmals glaubhafte und deutliche Zeichen der Politik, dem Klimawandel entgegenzuwirken zu sehen.
In der Vergangenheit wurden Klimaziele zwar vereinbart, aber nicht eingehalten.
Manche Länder, wie beispielsweise Österreich, verzeichneten sogar einen Anstieg der emittierten Treibhausgase. Die in der EU geltenden CO2-Zertifikate erwiesen sich als Scheinmaßnahme. Sie führten zu keinen nachweislichen Senkungen der Treibhausgasemissionen.
Greenpeace bezeichnet den EU-Beschluss als unzureichenden Kompromiss auf Kosten künftiger Generationen – eine echte Reduktion um 65% ist notwendig. Das vereinbarte Nettoziel bedeutet eine Aufweichung der Klimaziele. Es bezieht natürliche Kohlenstoffsenken, wie beispielsweise Wälder und Moore, ein. Diese Senken machen zwei bis drei Prozent aus. Bisher wurden sie nicht in den Berechnungen berücksichtigt. Ähnlich kritisch äußerten sich andere Umweltorganisationen wie der WWF oder Global 2000.
Mutlilaterale Klimaziele
Die gute Nachricht. Erstmals vereinbarte die EU ein erhebliches Budget für Maßnahmen zum Klimaschutz.
Der neu gewählte amerikanische Präsident Joe Biden ernannte mit John Kerry als Klimabeauftragten, einen überzeugten Befürworter von Klimaschutzmaßnahmen. Die USA wollen der Klimavereinbarung von Paris wieder beitreten und eine Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel einnehmen.
Chinas Klimaziele wurden auf der Fünften Plenartagung des 19. Zentralkomitees der kommunistischen Partei Chinas festgelegt. Der chinesische Staatspräsident sprach sich für multilaterale Maßnahmen gegen den Klimawandel aus.
In einer globalen Wirtschaft hat eine Zusammenarbeit der großen Wirtschaftsmächte Signalwirkung. Viele Staaten würden ihnen aus wirtschaftlicher Notwendigkeit folgen.
Vergangenheit und geplante Zukunft der Treibhausgasemissionen der EU27
Das Diagramm zeigt den Verlauf der Treibhausgasemissionen in der Zeit von 1990 bis 2020. Die Treibhausgase (THG) in der EU nahmen um etwa 20% ab. Das ist ein bescheidener Rückgang und trotzdem ist die EU-Spitzenreiter in den erzielten Reduktionen.
Die rot gestrichelte Linie zeigt den aktuellen Trend. Bei diesem landet die Erdtemperaturerhöhung bei etwa plus 3°C im Jahr 2050.
Die jüngst beschlossene Reduktion um 55% bezogen auf 1990 bewirkt eine globale Temperaturanomalie von knapp über 2°C und verfehlt das Pariser Klimaziel von 1,5°C deutlich.
Mit dem ehrgeizigeren Ziel von minus 65% wäre die EU auf klarem 1,5°C-Kurs.
Klimaziele der EU
Bis 2030 müssen die jährlichen Treibhausgasemissionen um mindestens 55% gegenüber dem Niveau von 1990 verringert werden.
Darauf einigten sich Mitte Dezember 2020 die EU-Staats- und Regierungschefs. 2050 soll die EU klimaneutral werden – das ist der europäische Umweltvertrag (European Green Deal). Dies bedeutet eine jährliche Reduktion der Gesamtemissionen um sechs Prozent.
Der Wiederaufbau nach der Corona Krise soll durch nachhaltige Umweltschutzmaßnahmen bestimmt werden.
Die Klimazielbremser der EU
Einzelne EU-Staaten – Polen, Tschechien, Ungarn – setzen vor allem Kohle als Energieträger ein. Über Modernisierungsfonds werden sie beim Ausstieg aus der Kohle durch die EU unterstützt.
Mindestens 30% des 750 Milliarden hohen Corona-Aufbaufonds sollen zur Umsetzung der Klimaziele genutzt werden (rund 225 Milliarden Euro).
Die Klimaschutzvorreiter aus den Ländern des Nordens Europas plädierten für 65% Reduktion. Das europäische Parlament schlug 60% vor. Sie konnten sich nicht durchsetzen, man einigte sich auf 55%.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beschwörte den Green Deal als Wachstumsstrategie Europas.
Einen Vorsprung im Leben hat, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden.
John F. Kennedy
Klimaziele der USA
Zum Fünfen Jahrestag des UN-Klimaabkommens von Paris versprach Joe Biden die Rückkehr der USA am ersten Tag seiner Präsidentschaft. In den ersten hundert Tagen seiner Regierung will er die Klimaziele der USA verschärfen und den Treibhausgasausstoß der USA bis spätestens 2050 auf Null reduzieren.
Er kündigte die Zusammenarbeit mit „jungen Klimaaktivisten“ an. Biden will, dass die USA eine globale Führungsrolle beim Kampf gegen die Erderwärmung übernehmen. Der angekündigte Klimaschutzplan „Clean Energy Revolution“ sieht neben der Klimaneutralität 2050 die Umstellung der gesamten Stromversorgung bis 2050 auf hundert Prozent erneuerbare Energieträger vor.
Bis 2025 sollen die CO2-Emissionen um 26-28% gegenüber 2005 sinken. In den ersten vier Jahren seiner Regierung sollen 2.000 Milliarden Dollar in Straßen, Grünflächen, Strom- und Wasserversorgung und Schulen investiert werden.
Er will vier Millionen Gebäude energetisch sanieren. Ein Forschungszentrum zur Entwicklung neuer Energie- und Klimatechnologien soll eingerichtet/finanziert werden.
Klimaziele Chinas
Chinas Staatspräsident Xi Jinping hielt im Dezember 2020 auf der Videokonferenz „Climate Ambition Summit“ eine wichtige Rede. Er führte eine Reihe geplanter Klimaziele Chinas an.
Der Schutz des Planeten Erde sei eine Sache, die alle Menschen angeht. Dabei seien einzelstaatliche Positionen oder Bemühungen einiger weniger Länder nicht ausreichend, eine weltweite Zusammenarbeit sei notwendig.
Er kündigte an, dass China seine Kohlendioxidemissionen pro Bruttoinlandsprodukt je Einwohner bis 2030 auf der Basis des Jahres 2005 um mehr als 65% senken würde. Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energiequellen auf 25% des Primärenergieverbrauchs zunehmen.
Der Waldbestand soll im gleichen Zeitraum um sechs Milliarden Kubikmeter wachsen. Die installierte Gesamtleistung von Wind- und Solarenergie ist für 2030 mit 1,2 Gigawatt geplant. Produktion und Lebensstil werden einer grünen Transformation unterzogen. Entsprechende Auswirkungen erwartet man bereits in fünf Jahren.
Verhalten Österreichs in der Debatte
Obwohl die „Grünen“ mit der konservativen „Kurz-Partei“ in der derzeitigen Koalitionsregierung Österreichs agieren, fand sich Österreich unter den „Bremsern“ bei den EU-Verhandlungen. Das verwundert nicht, denn Österreich konnte in den letzten 30 Jahren keine Reduktion der Treibhausgasemissionen erzielen.
Die „Grünen“ in Österreich dienen der konservativen „Kurz-Partei“ als willkommenes „Greenwashing“. Unter anderem trugen die Grünen die Rettung der AUA mit 450 Millionen Euro mit und subventionierten so die Lufthansa mit dem Geld der österreichischen Steuerzahler.
Anstatt in eine umweltschädliche Technologie zu investieren wie die fossilen Treibstoffe verbrennende Luftfahrt, wäre das Geld besser beispielsweise in der Förderung erneuerbarer Energie oder des öffentlichen Verkehrs angelegt. Dies würde Arbeitsplätze für Klein- und Mittelunternehmen schaffen und wäre ein nachhaltiges Vorhaben. Die Subvention eines maroden Luftfahrtunternehmens ist definitiv der falsche Weg.
Ausblick
Aus aktueller Sicht ergeben Hochrechnungen internationaler Wissenschaftler ein deutliches Verfehlen des 1,5°C-Zieles. Es gibt trotzdem Grund optimistisch zu sein.
Die Wirtschaftsmächte EU, USA und China vollziehen einen merklichen Schwenk in Richtung Klimaschutz. Verbindliche und verpflichtende Klimaziele wurden vereinbart. In den nächsten Jahrzehnten werden extreme Wetterereignisse weiter zunehmen. Dies wird die Bereitschaft der Politik und der Bürger zu zwingend notwendigen Veränderungen der Lebensweise, der Konsumgewohnheiten steigern.
Wenn die EU, USA und China ihren Zusagen treu bleiben und wenn andere Länder folgen, dann bietet sich erstmalig die Chance, die Pariser Klimaziele tatsächlich zu erreichen.
Es gelten die Naturgesetze der Physik unabhängig von Meinungen, Wissenschaftsverächtern, Ignoranz oder Konsumverhalten der Menschheit. Nur im Einklang mit der Wissenschaft sind die Klimaziele erreichbar.
Nicht kurzes Jogging steht an – ein langer Marathon steht bevor. Das wichtigste ist – aufgewärmt haben sich die Staaten 30 Jahre lang – jetzt müssen sie endlich loslaufen.