Vage Netto-Null-Emissionen – Irrpfade aus der Klimakrise?

Klimaneutralität - Pariser Klimaabkommen

Klimaneutralität - Pariser Klimaabkommen

Viel wird von Netto-Null-Emissionen berichtet – was versteht man darunter? Netto-Null-Emissionen bedeutet, dass die gesamte Menschheit keine Treibhausgase mehr freisetzt.

Man stelle sich eine Badewanne vor die voll ist. Der Abfluss ist geöffnet. Der Wasserhahn ist aufgedreht – aber nur so weit, dass gleich viel Wasser ab- wie zufließt. Damals – vor der Industrialisierung war die Erde im Wärmegleichgewicht.

Die Wanne war voll ging aber nicht über. Mit der zunehmenden Industrialisierung drehte die Menschheit den Hahn auf und die Badewanne geht über. Es fließt mehr Wasser zu als ab, überschwemmt das Badezimmer.

Das heute aus der Wanne fließende Wasser verwandelt sich in dieser Analogbetrachtung in Wärme, die unseren Planeten aufheizt. Wenn wir den Hahn nicht drosseln, wird das Wasser – sprich die globale Temperatur immer weiter steigen.

Ist der Zustand Netto-Null-Emissionen erreicht, dann wird die Erde nach einiger Zeit einen Höchststand an Temperatur erreichen und sich dort stabilisieren.

Globale Treibhausgasemissionen (nach Rogelj, J. et al. nature, Vol 591, 18 March 2021, p365-368)

Netto-Null-Emissionen bis 2050 – Pariser Abkommen

Vor fünf Jahren wurde das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Die Regierungsverantwortlichen der beigetretenen Länder vereinbarten als Ziel den globalen Temperaturanstieg unter 1,5°C oder bei höchstens 2°C zu halten.

Sie beschlossen die Treibhausgasemissionen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auf Netto-Null-Emissionen zu reduzieren.

Die von der Wissenschaft erstellte Vorhersage ist in der Abbildung dargestellt. Es herrscht eine große Verwirrung bei Organisationen, Firmen und Verantwortlichen. Manche meinen mit Netto-Null-Emissionen sei nur das CO2 gemeint.

Das Diagramm zeigt, selbst in diesem Fall ist das Ziel 2050 nicht mehr zu erreichen. Das Pariser Abkommen definierte mit Netto-Null-Emissionen die Gesamtheit aller Treibhausgase (THG).

Die wichtigsten sind Methan, Distickstoffoxid und FCKW-Gase, die zwar in geringerer Konzentration aber erheblich wirksamer als Kohlendioxid sind – einige davon verweilen zudem viel länger in der Erdatmosphäre.

Circa ein Viertel des Treibhauseffekts wird mittlerweile durch die anderen THG als CO2 verursacht. Das Diagramm zeigt, dass die Menschheit schon jetzt 20 Jahre Verspätung hat.

Auswirkungen auf die globale Erwärmung

Globaler Temperaturverlauf bei Netto-Null-Emissionen

Erst wenn die Menschheit keine THG mehr emittiert, beginnt sich die globale Erderwärmung zu stabilisieren.

Die Pariser Vereinbarung zur Klimaneutralität 2050 sieht derzeit die Stabilität des Klimas – das bedeutet, keinen weiteren menschengemachten Anstieg der Erdtemperatur – vor. Das heißt nicht, dass die Menschheit kein CO2 mehr ausstoßen wird – der Betrieb mancher Industrien, Flugzeuge, Zementherstellung, Schiffsverkehr u. dgl. werden weiterhin, allerdings reduziert, THG emittieren.

Daher sind Technologien zu entwickeln und anzuwenden, die CO2 aus der Erdatmosphäre abbauen – wie z.B. Waldpflanzungen, direkte Absorption von CO2 und Lagerung in vormals Erdgasstätten. Dadurch werden die verbleibenden Treibhausgasemissionen ausgeglichen.

Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch

Antoine des Saint Exupéry
Havarie der Pallas – treibend und führerlos in der Nordsee

Die Missverständnisse aus der Klimasprachenvielfalt

Viele Regierungen, Firmen und Organisationen reden von den Netto-Null-Emissionen und meinen Unterschiedliches. Manche verstehen darunter nur die CO2-Reduktion und andere alle THG. Oft ist unklar auf welche Bereiche die Reduktion anzuwenden ist.

Es fehlt an Bestimmtheit, Eindeutigkeit. Es gibt keine klaren Strategien und Pläne, sondern zumeist lediglich Absichtserklärungen. Die Situation gleicht einem Schiff, das ohne Kapitän steuer- und ziellos auf dem Meer treibt. Die Reisenden sind hingegen der trügerischen Hoffnung an einem bestimmten Datum an einem exakt vorherbestimmten Ort an Land gehen zu können.

Die schlafenden betrunkenen und verantwortungslosen Kapitäne sind die Regierungsverantwortlichen, Großunternehmen und Industrien. Die Reisenden sind die Weltbevölkerung, die voller Vertrauen auf die vielen Kapitäne, keine Ahnung vom kommenden Hunger, Durst und Katastrophen haben.

Frankreich zum Beispiel versteht richtigerweise unter Netto-Null-Emissionen alle THG, IKEA schließt seine gesamte Wertschöpfungskette, ebenso wie Microsoft in ihre Planungen ein.

Im Gegensatz zur ACI Europe einem Verband dem 500 Flughäfen angehören. Deren Plan sieht nur die Emissionen der Gebäude und des Betriebes am Boden, nicht aber die der Flugzeuge vor. Dieser Plan deckt nur 2% der durch den Flugbetrieb verursachten Emissionen ab.

Was wäre der richtige Weg zu Netto-Null-Emissionen?

Die Festlegung des genauen Umfangs der geplanten Maßnahmen

Hinsichtlich der geplanten Maßnahmen sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

Eine Frage der Fairness

Wer wie viel zum Abbau der Emissionen beiträgt, ist auch eine Frage der Fairness. Es sind vor allem die reichen industriellen Staaten des Nordens, die in der Vergangenheit und in der Jetztzeit mit ihren Abgasen die Erde belastet haben und belasten.

Es ist nur fair, wenn sie nunmehr auch den Großteil der Aufräumarbeit leisten. Die Kapitäne sollten aufwachen und die folgenden Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.

Übersichtsplan – Road Map

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