Um die Pariser Klimaziele zu erreichen und die Ökosysteme der Erde zu schützen, muss der Fleischkonsum, Milch- und Käseverzehr verringert werden.
Die Fleischproduktion schädigt die Umwelt, vegetarische Produkte müssen sie ersetzen. Diese vegetarischen Produkte liefern mehr Nährstoffe, verbrauchen weniger Land und weniger Wasser als die Fleischproduktion.
Insbesondere Industrieländer stellen die Spitzenreiter im pro Kopf Konsum an Fleisch – in Deutschland und Österreich jährlich 90kg Fleisch pro Einwohner, in den USA 95 kg.
Umweltschutz und Klimakrise erfordern die Reduktion des Fleischkonsums um 50%. Empfohlen sind 600g Fleisch pro Woche und Mensch, das entspricht einer Reduktion auf ein Drittel des derzeitigen Konsums.
Reduktion der Umweltschäden
Der Anteil der Viehzucht an den weltweit emittierten Treibhausgasen (Kohlendioxid CO2, Methan CH4 und Distickoxid N2O) beträgt 15%.
Etwa 80% der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche dienen der Viehzucht.
Für ein Kilogramm essbare Pflanzen wird im Schnitt 20-mal weniger Wasser benötigt. Gemüse und Früchte benötigen bis zu 40-mal weniger Fläche und erzeugen bis zu 30-mal weniger Treibhausgase bei der Produktion.
Was also können wir tun, außer mehr pflanzliche Nahrung zu uns zu nehmen?
Wiedervernässung früherer Moore
In weiten Teilen Europas hält man Rinder auf entwässerten Moorböden. Moorböden, sofern sie feucht sind, speichern enorme Mengen Kohlenstoff.
Bei Trockenlegung dringt Luft ein, der Torfboden oxidiert und setzt den gespeicherten Kohlenstoff als Kohlendioxid frei.
Nur mehr 30% der ursprünglichen Moorböden sind in Deutschland noch erhalten. Diese organischen Böden betragen nur 7% der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Sie sind für beinahe 40 Prozent der Treibhausgasemissionen aus landwirtschaftlicher Nutzung verantwortlich.
Schon eine Wiedervernässung von nur 3% der landwirtschaftlichen Flächen Europas würde die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft um ein Viertel senken.
Ich bemühe mich immer darum, die Natur nicht aus den Augen zu verlieren. Mir geht es um Ähnlichkeit, um eine tiefere Ähnlichkeit, die realer ist als die Realität und so das Surreale erreicht.
Pablo Picasso
Reduktion der Fleischverschwendung
Bereits in der Produktionskette verenden Tiere und werden entsorgt. Hunderttausende Tonnen Fleisch werden vergeudet und dadurch entsprechenden Ressourcen verschwendet.
Pandemische Ereignisse in der Tierwelt, begünstigt durch Massentierhaltung, wie BSE Rinderwahn, Vogelgrippe, afrikanische Schweinepest führten zum Verenden von Millionen Tieren.
In Deutschland sterben jährlich 100 Millionen Tiere deren Fleisch nicht verzehrt wird. Schlechte Haltungsbedingungen und auf Hochleistung gezüchtete Rassen führen zum Sterben der Tiere bereits während der Aufzucht.
Die Verluste in der Produktionskette der Schweinemast liegen bei ca. 30%.
Fleisch ist so billig – nur mehr die besten Stücke werden verkauft und gegessen . Viel Fleisch landet im Abfall. In den hochindustrialisierten Ländern werden schätzungsweise 10% der Lebensmittel weggeworfen.
Eine höhere Wertschätzung der Nahrung und tierischen Lebens – Verwertung des gesamten Tieres – führt zur Reduktion des Abfalls.
Fleisch – Ersatzprodukte
Fleischersatzprodukte sind deutlich umweltfreundlicher als Fleisch. Die Herstellung von Fleischersatzprodukten auf pflanzlicher Basis erzeugt 90% weniger Treibhausgase.
Seit vielen Jahren sind Fleischersatzprodukte aus Saitan (Weizenprotein), Quorn (fermentiertes Pilzmyzel) und Soja erhältlich.
Neue Produkte, die tierischem Fleisch in Textur und Proteingehalt sehr nahekommen, erobern den Markt.
Eine der aktuellen durch die Investoren umkämpfte Technologie ist das in-vitro-Fleisch. Diese Methode produziert künstliche Fleischprodukte im Labor aus tierischen Stammzellen.
Eine andere Möglichkeit, wenn auch mit höherem ökologischem Fußabdruck wie pflanzliche Produkte ist Fleischersatz auf Insektenbasis.
Mittlerweile haben selbst die großen als Umweltsünder allseits bekannten Firmen wie Nestlé und Cargill den wachsenden Markt erkannt und produzieren vegane Burger und in-vitro-Fleischersatzmittel.
Einstellung jüngerer Menschen zum Fleischkonsum
Viele jüngere Menschen verzichten auf Fleischkonsum.
Verglichen mit der Gesamtbevölkerung ernähren sich doppelt so viele Jüngere (15-29-jährige) vegetarisch oder vegan. Verzicht auf Fleisch gilt bei vielen auch als politisches Statement.
13% verzichten auf Fleisch. Ihre Zahl steigt an. 25% essen vorwiegend vegetarisch und nur selten Fleisch (Flexitarier). Jene, die Fleisch essen, beabsichtigen zu etwa 45% den Fleischkonsum in Zukunft zu reduzieren.
Interessant ist, dass der Fleischkonsum stark mit politischen Einstellungen verknüpft ist. Es überrascht nicht, dass umwelt- und tierschutzbewusste Bürger nachhaltiger leben wollen und daher weniger Fleisch konsumieren.
Was die jetzige Generation eint, ist die Ablehnung der heutigen Form der Tierhaltung. Fast niemand finden sie in Ordnung.
Die weitere Ausbeutung und Steigerung der Effizienz in der Tierhaltung werden durchwegs abgelehnt. Junge Menschen sehen den Staat, die Politik in der Mitverantwortung für eine nachhaltige Ernährung.
Forderungen an die Politik
Fachgremien wie der Weltklimarat empfehlen Interventionen des Staates zur Reduktion der durch die Vieh- und Agrarwirtschaft entstehenden Umweltschäden.
Politiker lehnen eine Einflussnahme des Staates häufig mit der Begründung des freien Konsumierens der Bürgerinnen und Bürger ab. Dabei übersehen sie, dass einerseits die Gefährdung der Lebensgrundlage durch die Umweltschäden und andererseits das Konsumverhalten von gesellschaftlichen Normen und Werten, sozialen und materiellen Bedingungen abhängt.
Der gesellschaftliche Wunsch einer klima- und umwelt- und artgerechten Tierhaltung erfordert eine politische Neuausrichtung.
Möglichkeiten der Regierungen den Fleischkonsum zu beeinflussen bestehen in Informationskampagnen, Einrechnung der externen Kosten in den Fleischpreis, Förderung pflanzlicher Ernährung in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern.
Ein anderer Vorschlag ist, die Tierhaltung an die Fläche zu binden und damit den Standard der Viehhaltung zu erhöhen.
Fleischpreise sollen ökologische und soziale Kosten widerspiegeln
Heute werden Umweltfaktoren weitgehend von der Privatwirtschaft bestimmt und beeinflusst.
Das Ergebnis ist geringe Nachhaltigkeit, Gewinnmaximierung um den Preis der Umweltschädigung.
Extern entstehende Umweltkosten tragen nicht Fleischproduzenten, sondern die Bürger und Bürgerinnen. Preise für Fleisch müssen die tatsächlichen ökologischen und sozialen Kosten widerspiegeln. Die staatliche Kennzeichnung des Fleisches über die Tierhaltung ist die Voraussetzung zur Auswahl nachhaltiger Produkte durch Konsumenten.
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