BP, Shell, Exxon, Mobil, Chevron und der Klimawandel

Brennende Ölplattform von BP Deepwater Horizon im Golf von Mexiko, 2010

Ölbohrinsel Deepwater Horizon von BP, 2010

Die Zeitungen berichten ausführlich über die CO2-Netto-Null-Strategie der BP im Kampf gegen den Klimawandel. Shell investiert Milliarden in erneuerbare Energie und kündigt an, größter Stromversorger der Welt zu werden. Echt jetzt?

Die Umweltkatastrophe der Deepwater Horizon 2010

BP und Klimawandel erinnert an die Explosion der Ölbohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Wegen mehrerer schwerer Fehler geriet vor 10 Jahren die Ölplattform in Brand und explodierte. 87 Tage lang strömten in Summe 800 Millionen Liter Öl ins Meer. Das war die schwerste Umweltkatastrophe dieser Art in der Geschichte der Menschheit.  Zahlreiche Tankerunfälle,  Ölinselschäden, Bohrinselunglücke, undichte Bohrlöcher und leckende Pipelines verursachten die großen Ölkonzerne wie BP, Shell, Chevron, ExxonMobil, Total, Texaco. Gelobte Besserung, mehr Sorgfalt und das Versprechen auf Nachhaltigkeit – leere Worthülsen.

BP 2019 des Greenwashings überführt

Greenwashing der multinationalen Ölkonzerne gaukelt der Öffentlichkeit Bemühen um die Umwelt vor und lenkt von deren dominanter Rolle bei der Erwärmung des Planeten ab. Im Dezember 2019 reichte ClientEarth eine Beschwerde gegen die Greenwashing-Kampagnen von BP ein. Im Juni 2020 bestätigte die englische NCP die Berechtigung der Beschwerde. Vorbeugend zog im Februar 2020 BP ihre globalen Greenwashing-Werbekampagnen zurück.

BP und ihre geplanten Maßnahmen für den Klimaschutz

Bei künftigen Großprojekten will BP CO2-Kosten mitrechnen. Sie will die Energieeffizienz in allen Geschäftsbereichen erhöhen. Es soll in kohlenstoffärmere (sprich Erdgas – 15 Mrd. US$ geplanter Aufwand für Erdöl- und Gasbohrungen) und erneuerbare Energien (5 Mrd. US$) investiert werden. Effizientere Kraft- und Schmierstoffe (auf fossiler Basis) sollen entwickelt werden. BP will neue Energietrends erforschen und mit Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, der Industrier, Universitäten und anderen Unternehmen einen ständigen Dialog führen. Überzeugend klingen diese Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht, weil die Investitionen in Erdöl- und Gasbohrungen jene in erneuerbare Energien bei weitem übertreffen, CO2-Kosten einzurechnen selbstverständlich ist und die übrigen Maßnahmen angesichts des sich auftürmenden Umweltproblems wie Kindersandschaufeln wirken. BP und die Erdölkonzerne treiben den Klimawandel an.

Shell, Exxon Mobil, Chevron und Total auf dem grünen Weg?

Erneuerbare Energien werden schneller wachsen als jene aus fossilen Brennstoffen. Schon jetzt muss Energie aus Kohle subventioniert werden – erneuerbare Energie ist billig geworden. Bislang gewinnverwöhnte Erdölkonzerne müssen neue Geschäftsfelder eröffnen, um auch künftig am Markt präsent zu sein. Zuvor aber, gilt es noch maximale Gewinne mit Erdgas und Erdöl zu erzielen, noch schnell neue Bohrlöcher in den Golf von Mexiko zu treiben, die letzten Chancen zu nutzen.

Die Sonne, der Mond und die Sterne wären schon lange verschwunden wären sie in der Reichweite gieriger menschlicher Hände.

Havelock Ellis

Verantwortung der Erdölkonzerne am Klimawandel

Die Tabelle listet die 20 größten Erdölproduzenten auf. Die Verbrennung ihrer Produkte produzierte 480 Milliarden CO2 und Methan, das entspricht 35% der gesamten Weltemissionen. Bislang beteiligen sich die Verwerter fossiler Brennstoffe nicht an einer Lösung der Klimakrise – weder finanziell, rechtlich noch moralisch – im Gegenteil, sie befeuern sie.

TOP 20 Erdölunternehmen die durch die Verbrennung ihrer Produkte die Klimakrise befeuern (in Teratonnen CO2)

Zukunft der Erdölkonzerne

Im Energy Outlook Bericht malt BP ein munteres Bild des Erdöl- und Gasverbrauchs. Die Welt muss sich um die Erdölkonzerne keine Sorgen machen, dafür aber um das Erdklima. BP und der Klimawandel schließen sich nicht aus.

Hoffnungsfroh, für das eigene Fortkommen, zeichnet BP den Übergang zu einem CO2-ärmeren Energiemix, angeführt von erneuerbaren Energien und Erdgas. Erdgas erzeugt zwar weniger CO2 als Kohleverbrennung – kein Grund zum Optimismus.

Das Bild zeigt die Entwicklung der CO2-Emissionen für verschiedene Szenarien. Nur ein schneller Umstieg auf erneuerbare Energien ergibt sinkende Treibhausgasemissionen. Anzumerken bleibt – auch sinkende Emissionen treiben den Klimawandel weiter an. Nur eine Negativbilanz bremst den Klimawandel und kehrt in langsam um.

Werbeverbot für fossile Brennstoffe

Für BP und alle anderen Erdölfirmen sollte jegliche Werbung für fossile Brennstoffe verboten werden. Es wäre im Gegenteil sinnvoll, Produkte der Erdölindustrie mit Gesundheitswarnungen und Hinweisen auf die Gefahren, die mit der weiteren Verbrennung von fossilen Brennstoffen verbunden sind vorzuschreiben.

Jeder weiß um die Umweltschädigung durch Erdölkonzerne – warum geschieht nichts?

Wie weit reicht die Macht der Konzerne? Der verzögerte Ausstieg aus der Kohle in Deutschland, Umweltkatastrophen, die Erdöl-und Kohleindustrie verursachen, sind Zeugnisse ihrer Macht. Mit ein Grund ist eine Gesellschaft, die dem Mammon alles unterordnet – alles was Gewinn verspricht, ist erlaubt und richtig. Ohne gesetzliche Regelungen und Verbote werden die fossilen Lagerstätten durch BP, Shell und andere Konzerne weiter ausgeschöpft und geleert werden und sei es bis zum Untergang der Erde mit ihren Bewohnern.

Was ist zu tun – geht es auch anders?

Durch entschlossenes Handeln können wir den Klimawandel aufhalten und umdrehen. Zuerst müssen erneuerbare Energieträger vehement ausgebaut werden. Was hilft das schönste modernste Elektromobil, wenn es mit Strom aus fossilen Brennstoffen betrieben wird?

Fahrplan zum Ersatz fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien

Elektrische Motoren und Geräte sind deutlich energieeffizienter als Verbrennungsmotoren. Die benötigte Leistung bei einer 100%-igen Umstellung auf W.W.S. (Wind-, Wasser- und Sonnenenergie) reduziert sich um mehr als 40%. 2030 könnten 80% aller fossilen Anlagen und Geräte ersetzt sein und 2050 100%.

Die Abbildung zeigt die Zeitschiene bei sofortigem und entschlossenem Handeln bei der Umstellung von fossilen Energieträgern auf W.W.S. 2012 betrug die weltweit benötigte Leistung 12.105 TW (Terrawatt). Bei Business as Usual (B.A.U.) steigt der Leistungsbedarf der Erde bis 2050 auf 20.604 TW an. Die 100%-ige Umstellung auf W.W.S. benötigt 37% Windenergieanlagen, 58% Solaranalagen und 5% Wasserkraftwerken.

Bei Berücksichtigung externer Kosten – Überschwemmungen, Landverlust, Hitze- Dürreperioden, Versauerung der Meere, Wassermangel, Hungersnöte, endemische Erkrankungen – sind die B.A.U. Kosten acht mal so hoch, wie jene von W.W.S. Die veralteten fossilen Kraftwerke müssen sofort abgestellt und durch W.W.S.-Technologie ersetzt werden. Beim Bau der W.W.S.-Anlagen entstehen 25,4 Millionen Vollzeitarbeitsplätze. Der nachfolgende Betrieb und die Wartung erfordern weitere 26,6 Millionen Vollzeitarbeitsplätze. Gleichzeitig verlieren 27,7 Millionen B.A.U. Arbeitnehmer ihre Anstellung. In Summe ergibt die umfassende Einführung der W.W.S.-Technologie 24,3 Millionen neue zusätzliche Vollzeitarbeitsplätze.

Können wir die Erderwärmung noch auf 1,5°C begrenzen?

Fahrplan zur Erreichung des Pariser 1,5°C Zieles

2019 reicherte die Menschheit die Atmosphäre (siehe Abbildung) um 36,8 Gigatonnen CO2 an. Davon entfielen auf Strom- und Wärmeerzeugung 15 Gt (Gt .. Gigatonnen), auf Verkehr 7,7 Gt, auf Industrie 6,1Gt, Landnutzung und Landnutzungsänderungen 3,2 Gt und Gebäudeversorgung 2,7 Gt. Daneben wurden auch andere Treibhausgase an die Atmosphäre abgegeben. Das waren 8,5 GtCO2eq Methan, welches hauptsächlich aus der Landwirtschaft stammt, und 3,6 GtCO2eq Stickoxid – N2O aus Äckern. Aus Industrie und anderen Quellen stammt eine Gigatonne der hochwirksamen Treibhausgase der chemischen Gruppen HFC, PFC, SF6 und NF3. Eine Gigatonne entspricht 1.000.000.000.000 kg oder eintausend Milliarden kg.

Was ist notwendig zur Erreichung des Pariser Klimazieles von 1,5°C?

Für das Klimaziel 1,5°C muss bis 2030 der jährliche CO2-Ausstoß auf mindestens 15 Gt und bis 2040 auf 5 Gt reduziert werden (grüne punktierte Linie).

Dies kann nur durch einen Rückbau und die Aufgabe fossiler Energieerzeuger (rote punktierte Linie) und -verbraucher erfolgen und einen rapiden Ausbau der erneuerbaren WWS-Energie (gelbe punktierte Linie) erreicht werden. Weiter müssen künstliche CO2-Abbautechnologien entwickelt werden, die ab 2040 sich steigernd das überschüssige CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Geringe Mengen von CO2 werden nach wie vor aus anthropogenen Quellen emittiert z.B. aus chemischer und petrochemischer Produktion. Künstliche CO2-Abbautechnologien könnten diese Restemissionen ausgleichen. Übrig bleibt die Notwendigkeit Landwirtschaft, Landnutzung und Landnutzungsänderungen so umzustellen, dass sie treibhaugasneutral wirken. Der Einsatz hochwirksamer Treibhausgase wie HFC, PFC, SF6 und NF3 ist zu verbieten und durch andere unschädliche Stoffe zu ersetzen.

Neue Bohrungen nach Erdöl und Erdgas sind unverzüglich – und zwar jetzt –  einzustellen.

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