Die Rohrverlegung der Pipeline Nordstream 2 begann im Sommer 2018, um Erdgas von Russland noch Europa zu transportieren.
Zwei 1.200 Kilometer lange Rohre sollen parallel zur vorhandenen Pipeline Nordstream 1 durchs baltische Meer (Ostsee) verlegt werden. Start ist im russischen Ust-Luga und Ende in Lubmin bei Greifswald.
Gazprom ist der Eigentümer der Pipeline und finanziert 50%. Den restlichen Anteil finanzieren OMV, Shell, Engie, Wintershall und Uniper zu je 10%.
Der Mitte Dezember 2020 beschlossene European Green Deal sieht Klimaneutralität bis 2050 vor, also eine Abnahme der Treibhausgasemissionen um 55% bezogen auf 1990.
Der European Green Deal, wurde mit den Stimmen der Deutschen Bundesrepublik abgesegnet, steht aber in eklatantem Widerspruch zum Bau einer Erdgas-Pipeline, einem fossilen Energieträger.
Ende Dezember 2020 waren 94% einer Röhre fertig gebaut. Ausständig sind 120 Kilometer in dänischen und 28 Kilometer in deutschen Gewässern.
Anfang Januar 2021 beschloss eine Mehrheit aus SPD, CDU und Linkspartei die Gründung der Stiftung Klima- und Umweltschutz zum Weiterbau der Pipeline. Eine Verhöhnung all jener Organisationen, die sich ernsthaft für den Klimaschutz einsetzen.
Der internationale Widerstand gegen die Pipeline Nordstream 2
In Europa überwiegen die Gegner der Pipeline Nordstream 2. Das europäische Parlament sprach sich Mitte Jänner 2021 mit mehr als 80% der Stimmen gegen den Bau der Pipeline aus. Mehr als die Hälfte der Abgeordneten der CDU/CSU unterstützten diese Forderung nicht.
Auch Frankreich legte der Bundesrepublik Deutschland den Stopp der Pipeline nahe. Die USA tritt vehement gegen den Bau der Pipeline auf. Sie stellte Sanktionen gegen die russische Firma KVT-RUS, die das Verlegeschiff Fortuna betreibt, in den Raum.
Die Sanktionsdrohungen der USA gegen Nordstream 2 zeigen mittlerweile Wirkung. Mindestens 18 europäische Unternehmen verkündeten Mitte Februar 2021 das Ende der Teilnahme am umstrittenen Projekt.
Die deutsche Regierung steht indessen unbeeindruckt voll hinter dem Nordstream 2 Projekt, ignoriert seit Jahren alle Warnungen, Einwände und Befürchtungen.
Die USA handeln nicht aus hehren Beweggründen, sondern wegen handfester wirtschaftlicher Interessen. Diese zielen auf den Export mittels Frackings gewonnenen Erdgases nach Europa ab.
Finanzminister Olav Scholz wollte ein skandalöses Gegengeschäft abschließen: Die Bundesrepublik baut Gasterminals in Milliardenhöhe, die USA hebt im Gegenzug die Sanktionen auf.
Kein Wissen scheint schwerer zu erwerben als die Erkenntnis, wann man aufhören muss.
Jonathan Swift
Warum der heftige Widerstand gegen die Pipeline Nordstream 2?
Warum der heftige Widerstand gegen die Pipeline Nordstream 2?
Angesichts der Anstrengungen für den Klimaschutz, gegen den Klimawandel, mutet der aktuelle Bau einer Pipeline zum Transport fossiler Brennstoffe absurd an.
Der angezielte gesteigerte Verbrauch von Erdgas verstärkt die Abhängigkeit der Europäer von Russland und steht in krassem Widerspruch zur Verpflichtung einer gemeinsamen Energiepolitik aller europäischer Staaten.
Die deutsche Bundespolitik verpasste den Zeitpunkt zur Aufgabe des Projektes. Jetzt fällt es verständnisvoller Weise schwer, das bereits geleistete hohe Investment, als Verlust abzuschreiben. Es sind vor allem privatwirtschaftliche Gründe, die einen Weiterbau vorantreiben.
Die baltischen Länder, Polen und die Ukraine sehen sich in ihrer nationalen Energieversorgungssicherheit gefährdet.
Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass diese Befürchtungen realistisch sind. Russland drosselte im kalten Winter 2009/ 2010 die Gaslieferungen in die Ukraine, ein Druckmittel zur Durchsetzung höherer Gaspreise.
Das Projekt Nordstream 2 könnte dazu dienen, die über die Ukraine führenden Transitleitungen auszutrocknen.
Es ist politischer Selbstmord sich von Russland, als Produzenten von Erdgas, der gleichzeitig der Betreiber der Pipelines ist, abhängig zu machen. Es ist ein klares Ziel der europäischen Gemeinschaft dies zu verhindern. Deutschland bricht diese Vereinbarung.
Ist der Bau und der Betrieb der Pipeline Nordstream 2 wirtschaftlich?
Die Gesamtkosten werden optimistisch mit rund 9,5 Milliarden Euro geschätzt. Die Betriebskosten für den Transport des Erdgases über die Pipeline belaufen sich auf 25% des Erdgaspreises.
Der Bau der sündteuren Nordstream 2 rentiert sich nur bei hohen Erdgasvolumina und einer langen Betriebszeit. Beide Voraussetzungen erscheinen angesichts der fallenden Energieerzeugungspreise durch nachhaltige Energieträger wie Solarstrom und Windenergie, kombiniert mit weiterentwickelten Speichertechnologien, unwahrscheinlich.
Das Deutsche Institut für Klimaforschung jedenfalls bezeichnete die Pipeline als überflüssig, weil der Gasbedarf rückläufig sei und künftig, wegen der Klimaschutzmaßnahmen, rapide weiter sinken werde.
Die Pipeline Nordstream 2 ist vorrangig kein wirtschaftliches, sondern ein geopolitisches Projekt. Für Russland ist es ein Instrument, die europäische Politik zu beeinflussen. Kritiker sind sich einig, Deutschland stellt wirtschaftliche Vorteile vor die vereinbarten Ziele der EU, ja untergräbt diese.